Geflüchtete setzen in Seligenstadt klares Zeichen gegen Extremismus


Wimpelkette

Am Mittwoch dem 12. Juni setzten afghanische Geflüchtete sowie Menschen aus der Türkei, dem Iran und Syrien zusammen mit der Geflüchteten-Beratung Caritas in Seligenstadt am Nachbarschaftshaus ein Zeichen gegen Extremismus. Sie hängten symbolisch für ein friedliches Miteinander eine selbstgebastelte Wimpelkette auf. Die anwesenden zumeist afghanischen Kinder und Erwachsene überreichten dem eingeladenen Seligenstädter Dienstellenleiter, Erster Polizeihauptkommissar Thomas Eck, Blumen und drückten in Anbetracht der Tat in Mannheim persönlich ihr tief empfundenes Beileid aus. Sie distanzierten sich dem Polizeichef gegenüber ausdrücklich von der Tat und den Motiven des Täters. Thomas Eck zeigte sich tief gerührt von der Solidaritätsbekundung und nahm in einem „Gänsehautmoment“ diese stellvertretend für die gesamte Polizei entgegen. Er betonte ausdrücklich, dass in Seligenstadt ein gutes Miteinander herrsche, was er durch diese Aktion ein weiteres Mal bestätigt sehe.

Blumen für den Polizeichef
Gespräch zwischen Geflüchteten und der Polizei

„Wir als afghanische Flüchtlinge verurteilen den Messerangriff in Mannheim aufs Schärfste. Solche Gewalttaten schaden nicht nur den Opfern, sondern auch dem Ansehen friedlicher Afghanen weltweit. Wir müssen gemeinsam gegen Extremismus und Gewalt vorgehen. Die Mehrheit der Afghanen sucht ein friedliches Leben und lehnt solche Taten ab. Lassen Sie uns für eine Welt eintreten, in der Respekt und Toleranz herrschen“, formulieren Geflüchtete aus Seligenstadt.


Nach dem Attentat in Mannheim, bei dem ein afghanischer Flüchtling einen Polizisten hinterrücks erstochen hat, machten sich die Teilnehmenden der Caritas-Geflüchteten-Beratung Seligenstadt ans Werk, um eine Wimpelkette als symbolischen Zeichen für respektvolles Miteinander zu basteln. Diese wird für zwei Wochen als sichtbares Bekenntnis zu den Werten ihres gewählten neuen Heimatlandes Deutschland und als Zeichen der Verurteilung der Tat von Mannheim am Nachbarschaftshaus hängen. 

„Ich finde die Aktion aus dem Kreis der bei uns in Seligenstadt aufgenommenen Geflüchteten bemerkenswert und bin dafür sehr dankbar. Die Tat aus Mannheim hat uns alle schockiert und ich bin mir ganz sicher, dass es gerade afghanischen Menschen in unserem Land schwer fällt zu verstehen, warum sich einer von ihnen hat derart radikalisieren lassen und zum Mörder wurde. Ich danke all denen, die sich jetzt erheben und deutlich machen, dass es sich hierbei nicht um das Gedankengut einer ganzen Volksgruppe oder einer ganzen Religionsgemeinschaft handelt“, so Erster Stadtrat Michael Gerheim.

Niemand verlässt sein Heimatland ohne triftigen Grund. Wir, die Geflüchteten in Seligenstadt, sind aus unseren Herkunftsländern geflohen, um in Frieden und Freiheit zu leben, eine Familie zu gründen und unsere Kinder mit Werten wie Menschlichkeit und Demokratie zu erziehen. Hier in Deutschland haben wir, gemeinsam mit der Unterstützung der Caritas, ein neues Zuhause gefunden.

Als Mitglieder dieser Gesellschaft arbeiten und leben wir hier und schöpfen neue Perspektiven. Liebe, Menschlichkeit, Gleichheit, Religions- und Meinungsfreiheit sind die Werte, die wir von Anfang an hier erfahren haben. Diese Werte sind es, für die wir hier sind und die uns dazu bewogen haben, unsere Heimatländer zu verlassen.

Gemeinschaftliches Basteln der Wimpel
Geflüchtet beim Basteln der Wimpel

Wir stehen fest an der Seite von Vielfalt, Gleichheit und Gerechtigkeit und treten entschieden gegen Diskriminierung, gegen die Einschränkung der Freiheitsrechte ein. Wir setzen uns für Frieden und Freiheit ein. Die Wimpel sind ein Zeichen für Vielfältigkeit, Diversität und Interkulturalität, die wir vertreten. Sie symbolisieren auch unsere Werte und unsere Bereitschaft zum harmonischen Miteinander.

Gemeinsam mit der Caritas setzen wir ein klares Zeichen für ein friedliches und respektvolles Zusammenleben in unserer Gemeinschaft.