Umfangreich laufende Vorbereitungen für die Verkehrssicherungsarbeiten im Seligenstädter Stadtwald


„Sicherlich wundern sich einige Waldbesucher derzeit über die mit großen Zahlen markierten Bäume. Leider nehmen die klimawandelbedingten Schäden an den Bäumen zu, sodass die Verkehrssicherung immer umfangreicher wird.   Jedes Jahr kontrolliert unser Forstamt sämtliche Bebauungs- und Straßenränder, sowie Erholungseinrichtungen und Bahnlinien. Die Kontrolle geschieht immer im Wechsel, also im belaubten und im unbelaubter Zustand“, informiert Erster Stadtrat Michael Gerheim.

Die Kontrolle geschieht zu Fuß und ist extrem aufwändig. Allein die Straßen belaufen sich auf circa 10,5 Kilometer, die in jede Richtung einmal abgelaufen werden. Um das Pensum bewältigen zu können, teilt sich Revierförster Johannes Herrmann als örtlich zuständiger Revierleiter die Kontrolle der Teilstrecken mit zusätzlich vom Forstamt revierübergreifend eingesetzten Teams aus Forstwirtschaftsmeistern und Forstwirten auf. Jeder einzelne Gefahrenbaum wird mittels App und digitalen Karten erfasst. Insgesamt sind es dieses Jahr 212 Bäume im Stadtwald Seligenstadt, die zeitnah entfernt werden müssen. Die Autobahn A3 ist dabei noch unberücksichtigt, hier fallen noch zusätzlich Bäume an.

Nach der Bestandsaufnahme veranlasst das Forstamt eine Unternehmerausschreibung (gleichzeitig für mehrere Reviere um größere und damit kostengünstigere Pakete zu schnüren). Hierfür werden die Gefahrenbäume kategorisiert, um möglichst effiziente Verfahren zu nutzen:

  1. Bevorzugtes und sicherstes Verfahren: Einsatz eines großen Fällkrans: kommt z.B. entlang der Straßen zum Einsatz. Der Kran kann die Bäume mit einem Greifer packen, absägen und kontrolliert ablegen. Hier muss zusätzlich die Straßensperrung organisiert werden. Meist geschieht dies als „Wanderbaustelle“ mit mobiler Ampel, um immer nur kurzzeitig den Verkehr anhalten zu müssen.
  2. Forstspezialschepper und Motorsäge: An der Bebauung und an schwer erreichbaren Stellen. Der Baum wird erst durch den Motorsägenführer vorbereitet und anschließend mit einem Seil kontrolliert umgezogen
  3. Hubsteiger: Kommt z.B. bei einzelnen dicken Trockenästen oder angerissenen Ästen über Erholungseinrichtungen zum Einsatz, wenn der Baum ansonsten noch gesund ist

Bei allen Arbeiten spielt der Naturschutz - und dabei insbesondere der Artenschutz eine große Rolle. Beispielsweise werden einzelne Bäume mit Verdacht auf das Vorkommen geschützter Arten gesondert zusammen mit Kolleg/innen der Unteren Naturschutzbehörde angelaufen. Der Verdacht ergibt sich meist aus dem Vorhandensein besonderer Strukturen (z.B. Höhlen am Stamm, Rindentaschen, Mulmhöhlen usw.). Gerade die geschwächten Bäume weisen besonders häufig diese Strukturen auf. Eine Lösung kann z.B. sein einen Baum auch mal oberhalb einer Höhle zu kappen, anstatt ihn ganz zu fällen, so bleibt die Struktur erhalten und die Gefahr ist trotzdem gebannt (siehe Beispielbild unten).

„Augen auf beim Spazierengehen“, rät Erster Stadtrat Michael Gerheim, “vom Forstamt können lediglich offenkundig akute Gefahren an den Waldwegen entfernt werden. Die „waldtypischen Gefahren“, wie zum Beispiel herunterfallende Äste, sind nie auszuschließen und bleiben latent bestehen“.

Revierförster Johannes Herrmann betont wie schmerzhaft es für ihn ist, dass die Zahl der Schäden über alle Baumarten hinweg von Jahr zu Jahr zunimmt. Die Entscheidung für das Entfernen der Bäume fällt ihm oft nicht leicht.

„Wenn sich potenzielle Gefahren abzeichnen, auch für Menschenleben, ist das Handeln alternativlos. Gerade entlang viel befahrener Straßen sind große Maßnahmen besonders im Fokus und werden dann oft von der Bevölkerung missverstanden. Hier gilt aber wie in der Medizin schon lange der bekannte Satz: Es liegt kein Ruhm in der Prävention“, erläutert der Waldfachmann sein Tun.
Beispiel eines gekappten Baums im Seligenstädter Stadtwald